Angesichts der Vielzahl an Problemen, die täglich in der Zeitung stehen, könnte man glatt den Überblick verlieren. Meiner Meinung nach gibt es jedoch eine geringe Anzahl von Schlüsselproblemen, auf deren Lösung man sich konzentrieren muss.
Diese sind: - die grundsätzlich negative Haltung der Deutschen. Egal ob wir Meister geworden sind bei den olympischen Winterspielen, ob wir in den letzten Quartalen wieder Wirtschaftswachstum erzielt haben, uns scheint nicht bewusst zu sein dass wir im Ausland bewundert werden: Wir sind nicht stolz auf unser Land und auf unsere Leistungen in der Vergangenheit. Wir sehen immer nur das negative. Dies drückt die Investitionen und die Kauflust. Wirtschaftswachstum Fehlanzeige. In anderen Ländern geht man mit einer anderen Einstellung an die Dinge. Wirtschaftswachstum beginnt im Kopf! - Die Unflexibilität der Märkte. Hier neigt man dazu, alles und jeden zu bevormunden, offenbar weil man meint, der Staat wisse alles besser und müsse die Bürger beschützen. Vertrauen in die Leistung des einzelnen würden dazu führen, dass der Arbeitsmarkt freier und dynamischer, die Menschen flexibler und innovativer und das land damit wettbewerbsfähiger würde. - Das komplizierte Steuersystem. In einem Vergleich von 150 Ländern landete Deutschland auf dem letzten Platz, weil kein anderes Land ein so kompliziertes Steuersystem hat. Dies schreckt Investoren ab. Wir brauchen ein Steuersystem mit der Devise: Gleicher Steuersatz für alle. Das ist einfach, gerecht und dynamisch. - Zu hohe Lohnnebenkosten. Diese nehmen Geld aus den Taschen der Produktiven (Erwerbstätige) und lassen es den Unproduktiven (Rentner, Kranke, Arbeitslose) zufließen. Der Reiz zu arbeiten sinkt, die Menschen werden unproduktiver. Wachstum wird erschwert, die Arbeitslosigkeit steigt als Folge der durch die hohen Lohnnebenkosten verteuerten Arbeit, die damit im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig ist. - Kein Niedriglohnsektor. Viele Unqualifizierte können in D nicht mehr arbeiten, weil ihre Arbeit zu wenig bezahlt werden kann. Ergebnisse aus dem Ausland (z.B. England) haben gezeigt,dass der Staat viele Arbeitsplätze schaffen kann, wenn er niedrig qualifizierte Arbeit bezuschusst und damit einen Niedriglohnsektor schafft. Dies senkt die Arbeitslosigkeit. - Keine Arbeitsmentalität. Viele sind lieber (und sogar schon in der 3. Generation) arbeitslos und wollen lieber Sozialhilfe in Anspruch nehmen als arbeiten. Wer für vergleichbar viel Geld arbeiten geht, wird ausgelacht. So schafft man keine Arbeitsplätze. generell muss gelten: Wer nicht arbeitet, darf nur weniger verdienen als jemand, der arbeitet. - Recht auf Arbeit: Jeder Mensch hat ein Recht auf einen Arbeitsplatz. Der Staat sollte in die Pflicht genommen werden, Arbeitsplätze an jeden anzubieten der arbeitslos ist. Dies bedeutet aber auch: Pflicht zur Arbeit. Wenn der gewünschte Arbeitsplatz nicht frei ist, muss der Arbeitslose die Arbeit annehmen, die der Staat ihm zuweist, ansonsten sollte er seinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe verlieren. - Hohe Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit sorgt für zu hohe Staatsausgaben im sozialen Bereich, die Verschuldung steigt, es kann immer weniger investiert werden und weitere Arbeitslosigkeit entsteht. Die Verschuldung muss daher gesenkt werden. - zu wenig Geld in forschung, Bildung und Investitionen. Dies sind Ausgaben, die für zukünftiges Wachstum sorgen. Wird in diese Posten nicht investiert, hat unser Land keine Zukunft. Seit Jahren sind diese Positionen übrigens vernachlässigt. - Korruption. Deutschland ist, obwohl führendes Wirtschaftsland der EU, nicht unter den Top 10 der korruptionslosesten Länder. Vetternwirtschaft, Mißbrauch von Fördergeldern und Veruntreuung in der privaten Wirtschaft sind ein Milliardengrab.
Wie könnte man diese Punkte angehen, oder gibt es noch weitere?
(1) "- die grundsätzlich negative Haltung der Deutschen.." Also zuerst einmal ist der "deutsche Zweifel" etwas sehr Gutes, der uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Er hat uns die Reformation gebracht, war der Boden der Aufklärung, das Blut der Wissenschaften. Dies haben wir (und die meisten Europäischen Länder) den meisten anderen stark religiösen Staaten voraus, welche nicht zweifeln dürfen, ja geradezu Angst vor dem Zweifel haben. Die Mehrheit der Deutschen hat einmal nicht gezweifelt, sondern "...an den Endsieg..." geglaubt und dies hätte fast (bzw. hat sogar teilweise) das deutsche Volk zerstört, wenn nicht physisch, so doch in der Vernichtung der meisten Tugenden.
Die negative Haltung hängt mit einem Grundproblem der Deutschen zusammen, welches gleichzeitig eine der größten Untugenden unseres Volkes ist - der Neid. Mann gönnt den Anderen den Erfolg nicht, deshalb redet man Ihre Leistungen kaputt.
Genauso sieht es mit den Vorbildern aus. Mal ehrlich, wer von uns hat ein Deutsches Vorbild, einen deutschen Helden. In Frankreich kennt und verehrt jedes Kind einen Vercingetorix. Wer war das, es war ein Keltenführer, der eine Schlacht gegen Cesar verloren hat. Wer aber war der Cheruskerfürst Arminius (von mir aus auch Hermann genannt)? Kaum ein Deutscher kennt Ihn, bzw. muss lange darüber nachdenken, was der nun gemacht hat. Er hat eine Schlacht gegen die Römer "gewonnen", und zwar zu einer Zeit, als die Römer noch auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren. Ja richtig, es war die Schlacht im Teutoburger Wald, 9 nach Christus. Er ist der Grund dafür, das wir alle Deutsch sprechen und nicht irgendein Dialekt der lateinischen Sprache wie die Franzosen, Spanier und Portugiesen. Und Arminius ist nicht der alleinige mögliche Nationalheld, bzw. Vorbild in anderer Sicht. (Wer nicht auf Anhieb 20 dieser Deutschen aufzahlen kann, sieht wie schlimm es mit dem Umgang mit unseren Vorfahren, mit unserem Vaterland, mit unseren Werten überhaupt aussieht. (P.S. Denkt nur mal an Musik (Beet..., Ba..., H...,.../Naturwissenschaft…/Literatur…/Sport…/Kunst…/ usw.) Andere Nationen gehen mit diesem Thema ganz anders um. Gut, die wahren ja nicht an den Verbrechen durch das 3.Reich verantwortlich... Aber diese Schuld darf die Glanztaten der Deutschen Geschichte nicht verdecken. Es nutzt den Deutschen nichts, den anderen Nationen aber auch nichts. (Exkurs: man denke dabei nur mal an die Integration der Ausländer. Warum sollen Sie denn Deutsche werden, wenn wir selber dieses Land nicht lieben?) Wenn wir uns wieder mehr mit unserem Land, mit unserer Geschichte beschäftigen, unser Land wieder lieben lernen, werden wir uns auch wieder auf unsere Tugenden zurückbesinnen. Und dann wird Alles was jenseits dieser Tugenden liegt, nicht mehr gesellschaftsfähig, wird niedrig gesetzt, gilt als schlechtes Beispiel. Damit sind dann auch die Punkte der Mitnahmementalität, die in Deutschland vor den 70`ern alles andere als normal gewesen wären, beseitigt. Man bräuchte keine Gesetze zum Arbeitszwang, wo es ja geradezu zu einem Hobby geworden ist, diese Gesetzte bestmöglichst zu umgehen. Nach diesen Tugenden müssen natürlich auch, und gerade die Politiker leben. Sie müssen es vorleben. Diese Erkenntnis gab es z.B. schon im 5./4. Jh. v.Chr. im alten China:
Konfuzius sprach: "Will man Gehorsam durch Gesetze und Ordnung durch Strafe, dann wird sich das Volk den Gesetzen und Strafen zu entziehen versuchen und alle Skrupel verlieren. Wird hingegen nach sittlichen Grundsätzen regiert und die Ordnung durch Beachtung der Riten und der gewohnten Formen des Umgangs erreicht, so hat das Volk nicht nur Skrupel, sondern es wird auch aus Überzeugung folgen."
Die 68`er haben diese nach Konfuzius "sittlichen Grundsätze" (Tugenden) zerstört, wen wundert es, wenn das Volk jetzt "orientierungslos" ist.
Ich glaube Konfuzius hat noch ein paar gute Sprüche, die sich jeder, der sich mit Politik und Gesellschaft beschäftigt, einmal genauer ansehen sollte. Na gut, vielleicht noch ein paar Sprüche, die gerade dazu passen:
Konfuzius sprach: "Wer Altes bewahrt und zugleich neues Wissen und neue Erfahrungen zu gewinnen vermag, der kann den Menschen Lehrer und Vorbild sein."
Altes haben wir in Deutschland schon mal zerstört, an neues trauen wir uns nicht ran, wen sollen wir denn ein Vorbild sein?
Ai-gong (Herrscher von Lu) fragte: "Was muß man tun, damit das Volk gehorcht?" Konfuzius antwortete: "Wenn man die Aufrechten fördert und sie den Unehrlichen vorzieht, dann wird das Volk gehorchen. Wenn man dagegen die Unehrlichen fördert und sie den Aufrechten vorzieht, dann wird das Volk nicht gehorchen."
(Dies sollte das Volk mal berücksichtigen, wenn sich die SPD zur nächsten Bundestagswahl stellt. Man sollte sich daran erinnern, was sie zur 2 % Mehrwertsteuer gesagt haben. Wer diese Partei wieder wählt, unterstützt die Unaufrichtigkeit.)
So das reicht erst mal für heute. Werde mich aber bei Gelegenheit gern noch über Deine weiteren Punkte äußern, die ich im Großen und Ganzen voll unterstützte.
Bei diesem ganzen Diskutieren sollte man aber eines nicht vergessen, und hier will ich noch mal mit Konfuzius nerven:
Zi-gong fragte, was einen Edlen ausmache. Der Meister antwortete: " Erst handelt er, wie er denkt. Dann spricht er, wie er handelt."
Man sollte sich also erst einmal an die eigene Nase fassen, bevor man andere Beurteilt, und ich glaube, dass meine Nase auch nicht unberührt bleibt.
(An der Bewahrung der Deutschen Sprache muß ich auch selbst noch arbeiten, deshalb entschuldige ich mich für die schlechte Orthographie und Grammatik)
Ein weiterer Punkt für Deine Liste: -es wird nur gesprochen aber nicht gehandelt, bzw. Neues gewagt.
In Antwort auf:Also zuerst einmal ist der "deutsche Zweifel" etwas sehr Gutes, der uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Er hat uns die Reformation gebracht, war der Boden der Aufklärung, das Blut der Wissenschaften. Dies haben wir (und die meisten Europäischen Länder) den meisten anderen stark religiösen Staaten voraus, welche nicht zweifeln dürfen, ja geradezu Angst vor dem Zweifel haben
Für die Vergangenheit mag es sein, dass unser Zweifel positiv war. Man darf aber nicht vergessen, dass sich die Welt immer schneller dreht, und die Reaktionen darauf immer schneller erfolgen müssen. Wir werden den Anschluß verlieren, wenn wir nicht aufhören zu zweifeln, weil das Zweifeln die Schnelligkeit unserer Reaktionen vermindert. Es kann ja nicht sein, dass wir immer noch nicht die Probleme gelöst haben, die bereits vor 30 Jahren diagnostiziert worden sind und somit schon längst bekannt waren.
In Antwort auf:Die negative Haltung hängt mit einem Grundproblem der Deutschen zusammen, welches gleichzeitig eine der größten Untugenden unseres Volkes ist - der Neid. Mann gönnt den Anderen den Erfolg nicht, deshalb redet man Ihre Leistungen kaputt
Das Gefährliche daran ist, dass die 68er, die du später zitierst, daran nichts geändert haben, obgleich sie andere Tugenden zerstört haben. Wir haben also jetzt weniger gute, aber gleich viele schlechte Tugenden.
In Antwort auf:Mal ehrlich, wer von uns hat ein Deutsches Vorbild, einen deutschen Helden. In Frankreich kennt und verehrt jedes Kind einen Vercingetorix.
Das stimmt. Das ist aber ein germanisches Problem. Wir sind vom Verhalten immer noch in der Tradition der alten Germanen, und die kannten nur Stammeshelden. Da mag jeder einen haben. Du weisst selber was sie mit den eigenen Voklshelden gemacht haben, die es geschafft haben, mehrere Stämme zu vereinen. Sie haben sie getötet, weil sie zu mächtig wurden.
In Antwort auf:Damit sind dann auch die Punkte der Mitnahmementalität, die in Deutschland vor den 70`ern alles andere als normal gewesen wären, beseitigt. Man bräuchte keine Gesetze zum Arbeitszwang, wo es ja geradezu zu einem Hobby geworden ist, diese Gesetzte bestmöglichst zu umgehen.
Brilliant formuliert! Logisch klar und nachvollziehbar. Ich würde in diesem Sinne einen Vorschlag machen: Das Arbeitslosengeld bzw. die Sozialhilfe wird nach 3 Monaten völlig gestrichen. Dafür wird ein "Recht auf Arbeit" eingeführt. Demnach muss die Stadt, wo jemand wohnt, ihm eine Arbeit anbieten. Sie kann auswählen, was das sein soll. Dafür muss sie ihn dann in Höhe der heutigen Sozialhilfe einen Arbeitslohn zahlen, bis er wieder Arbeit hat. Wer eine solche Arbeit nicht annimt, kriegt eben nichts.
Zu Konfuzius: Natürlich ist es besser wenn man die Werte vorlebt. In Deutschland ist es aber nicht attraktiv, Politiker zu werden. Man verdient viel weniger als in der Wirtschaft und man wird ständig kritisiert und von den Parteikollegen zermahlen. Deswegen wird sich garantiert niemand finden, der als Politiker eine Vorbildfunktion hat.
Ich weiss nicht ob man unsere aktuellen Probleme primär als Wertefrage betrachten sollte. Werte sind auch immer Ausdruck des Verhaltens der Mitglieder einer Gesellschaft, da Menschen durch Imitation und Nachahmen lernen. Wenn ein bestimmtes Verhalten vom Staat gewünscht wird, so sollte er daher Anreize setzen, damit dieses Verhalten auch erfolgt und andere dann durch Lernen nachziehen. Durch Leistungsanreize in der Gesellschaft kann z.B. wieder ein leistungsfreundliches Arbeitsklima entstehen.
Aber auch durch Vorbilder lernen wir; Da ist es die Aufgabe der Medien, diese Vorbilder besser herauszustellen. Solange aber die Generation eines Rudi Dutschke noch in den Positionen der Macht sitzt, dürfte das schwer fallen.
Im Grunde kann die Beseitigung der Wachstumsschwäche in Deutschland nur durch kleine Schritte erfolgen, an deren Ende ein übergeordnetes Konzept steht.